Sonntag, 22. Juli 2012

Schatten an der Decke

Ich schaue ihnen zu, Tag für Tag, sobald ich allein bin. Nichts motiviert mich, ich müsste packen, 1000 Formulare ausfüllen und abgeben, so  viele Sachen regeln.
Und was mache ich? Ich liege auf dem Bett, unbeweglich, und beobachte die Schatten an der Decke, wie sie sich von Stunde zu Stunde verändern, je nach Wetter und Stand der Sonne, könnte heulen über die Schönheit der sonnengesprenkelten Wände, nur unterbrochen von den Schatten der Blätter des Baumes, der vor meinem Fenster steht.
Sonst mache ich nichts, außer Sachen in mich hineinzustopfen, wahllos, irgendwas. Und immer fetter werde. Mein Kleid, mein wunderschönes Motivationskleid in der 34, in das ich mich vor ein paar Wochen noch mit Mühe und Not quetschen konnte, von dem ich mir schwor das es bald wie angegossen sitzen würde, geht nicht einmal mehr zu.

Ich wache auf, und sofort erinnern mich die Kopfschmerzen an die letzte Nacht, den vielen Alkohol und Tanzen. Er liegt neben mir, einen Arm um meine speckige Tailllie. Er schläft wohl noch.
Aus dem Wohnzimmer dringen Stimmen, ah, meine Mutter telefoniert mit meiner Oma, wie jeden Morgen.
"Ja, und das hat sie immernoch nicht erledigt. Sie hätte schon längst die Sachen ausräumen können, und den restlichen Krempel wegwerfen. Ich meine, wo soll ich ihr Zeug denn dann hinstellen? Ich behalte den Kram ganz bestimmt nicht! Sie geht ja nach München, nicht ich. Ja, und ich könnte jetzt schon kotzen wenn ich an den ersten Monat denke. Was alles bezahlt werden muss, und natürlich bleibt das alles an mir hängen. Nichtmal einen Nebenjob hat sie!"

Ich bemerke nicht, das ich auf die Falten des Bettlakens gestarrt habe, ohne zu blinzeln, bis meine Augen anfangen zu brennen. Meine Hände krallen sich in das Kissen, und ich versuche flach und gleichmäßig zu atmen. Das denkt sie also?
Natürlich, wie immer habe ich es vermasselt. Ich hätte mir schon vor Monaten einen Job suchen sollen, doch wegen des Abiturstreß wollte ich noch warten. Nun sind es nurnoch wenige Wochen bis zum Umzug, und das ist den meisten zu kurz, weshalb sie mich nicht einstellen wollen.
Aber... das sie so denkt... Meine Mutter, von der ich gehofft hatte das sie mich unterstützt, wo sie doch weiß dass das alles schon schwer genug ist, weg aus der Heimat, weg von allem was ich kenne, hin zu einer Stadt, die ich nur 2x gesehen habe.

Ich spüre eine Bewegung neben mir, und er zieht mich an seinen warmen Körper heran. "Ist alles okay? Ich hab's gehört. Geht es dir gut?" Ich spiele die verschlafene, als würde ich gerade aufwachen. "Was? Ich weiß nicht was du meinst. Hast du gut geschlafen?" Um nichts in der Welt will ich zugeben wie sehr mich ihre Worte treffen. Doch er kennt mich zu gut. Sanft lächelt er mich an, mit einem Blick der mir sagt, das ich ihm nichts vormachen kann. Als die Tränen doch noch kommen, zieht er mich fester heran, und hält mich fest.

2 Kommentare:

  1. vielen dank für dein Kommentar (: das zu lesen hat mich motiviert.

    Deinen Blog finde ich übrigens auch toll.
    ich wünsch dir viel Glück ♥

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